MG in Deutschland

MG in Deutschland


Der Erfolg der kleinen englischen Sportwagen blieb Anfang der 30er Jahre auch den deutschen Motorsportlern nicht verborgen. Allerdings war es zu dieser Zeit nicht so einfach, ausländische Wagen im Ausland zu kaufen und zu importieren. Ronald A.E.Birch, genannt Tony, war ein junger Engländer mit Wohnsitzen in London und Köln. Er sah im Import von M.G. eine Marktlücke und bot interessierten deutschen Käufern an, einen M.G. ihrer Wahl in England zu besorgen. Ende 1932 rollte der erste M.G. ein roter J2, über Deutschlands Straßen. In den folgenden zwei Jahren versorgte Birch die deutschen Sport- und Rennfahrer
mit neuen und gebrauchten M.G. -Modellen, darunter auch ein K3.

Der Name M.G. stand nun regelmäßig in den Ergebnislisten der vielen Rundstrecken- und Bergrennen, die es in Deutschland gab. Insbesondere Bobby Kohlrausch pilotierte verschiedene M.G. regelmäßig auf die vorderen Plätze, darunter auch den EX 127 „Magic Midget“. Auch fuhr er mit diesem stromlinienförmigen Rennwagen einige internationale Geschwindigkeits-Rekorde ein.
Dennoch blieb die Zahl der M.G. aufgrund der Beschaffungs- und Ersatzteilprobleme zunächst überschaubar. Ende 1934 übernahm ein anderer in Deutschland ansässiger Engländer den regulären Import von Produkten aus dem Nuffield-Konzern, zu dem auch M.G. gehörte: J.A. Woodhouse in Köln. Woodhouse baute das Geschäft aus, richtete Vertretungen ein und wurde zum wichtigsten M.G.-Importeur in Europa. Nur nach Australien wurden vor dem Krieg mehr M.G. ausgeliefert. Neben den Sportwagen verkauften sich besonders die großen repräsentativen Limousinen SA, VA und WA gut. Berühmte Kunden waren Heinz Rühmann und Lilian Harvey.

Viele Engländer besuchten gerne den Kontinent und lernten die deutschen Autobahnen schätzen. Besonders der Streckenabschnitt Frankfurt-Darmstadt wurde während der internationalen Rekordwochen gerne von schnellen Engländern auf zwei und vier Rädern genutzt. Auf der neuen schnurgeraden Autobahn bei Dessau steuerte Colonel Goldie Gardner den stromlinienförmig vollverkleideten M.G. EX 135 zu neuen Rekorden mit über 300hm/h aus
1100 ccm! Drei Monate vor Kriegsbeginn begegneten sich die Sportler und Funktionäre noch auf freundschaftliche Weise…

Zur gleichen Zeit machte Heinz Mölders (ein Vetter des späteren Fliegerasses) mit seiner Renngemeinschaft Offenburg von sich reden. Seine kunstvoll hergerichteten M.G.-Sportwagen konnten sich in der deutschen Rennszene gut behaupten. Sogar Cecil Kimber kam nach Offenburg, um sich die Tuningnahmen von Mölders erklären zu lassen. Der
deutsche M.G. Car Club veranstaltete dort zu Ehren des hohen Gastes einen festlichen Abend. Als 1939 der Krieg ausbrach, flüchtete J.A.Woodhouse mit seiner Frau nach England. Die Generalvertretung in Köln fiel genauso den englischen Bomben zum Opfer, wie die Vertretungen in Berlin und Offenburg.
Die meisten der M.G.-Rennfahrzeuge überlebten den Krieg und schon gut ein Jahr nach dem Zusammenbruch wurde am Ruhestein im Schwarzwald bereits wieder das erste Rennen ausgetragen. Und selbstverständlich waren hier wie auch in den folgenden Jahren die M.G. wieder ganz vorne dabei.

1948 kehren Rita & J.A. Woodhouse nach Köln zurück und bauten ihr Geschäft wieder auf. Die ersten Kunden waren überwiegend englische und amerikanische Besatzungssoldaten, die über das entsprechende Geld in harten Devisen verfügten. Schon bald ging es an den Wiederaufbau eines Händlernetzes. Die Nähe zu alliierten Stützpunkten war die Basis für ein zunehmend florierendes Geschäft. Viele junge Amerikaner ließen sich schnell für eines der
T-Modelle begeistern und es dauerte nicht lange, bis mit dem M.G. International Sports Car Club die Basis für sportliche Betätigung an den Wochenenden gelegt wurde.

Der Bedeutung dieses neuen Marktes entsprechend wurde der neue MGA 1955 auf der Internationalen Automobil Ausstellung in Frankfurt vorgestellt. Das größte Kundenpotential bildeten weiterhin Amerikaner und Engländer. 1958 wurden 676 MGA in Deutschland verkauft. Davon kauften Amerikaner 380 und Briten 220 Exemplare. Nur 76 gingen an
deutsche Kunden.

Diese Situation sollte sich aber bald ändern. Denn mit dem deutschen Wirtschaftswunder und dem Erstarken der deutschen Mark kamen nun immer mehr deutsche Käufer in den Genuss, sich den Traum vom Wind in den Haaren mit dem Erwerb eines kleinen Midgets oder seines größeren Bruders des MGB erfüllen zu können.

Richtig Fahrtwind nahmen die Verkaufszahlen des MGF/MGTF in den 1990er Jahren auf, als ca. 20% der Produktion des Mittelmotorsportlers nach Deutschland verkauft wurden. Auch die Modellreihen MG ZR/ZS/ZT verkauften sich gut, insbesondere in den neuen Bundesländern.

Rita Woodhouse wurde übrigens über 100 Jahre alt und hat den Kontakt zum MG Car Club nie abbrechen lassen.

Quellen: MG Kurier und “Aus Liebe zum Sportwagen” von unserem Clubmitglied Hagen Nyncke und Halwart Schrader

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