Zum Tode von Stirling Moss: Motion is tranquility

Ostersonntag 2020: Ein klarer, zum Heulen schöner Tag, und ich werde am Nachmittag noch eine kleine Runde mit dem MG über meine coronaleeren Lieblingsstraßen durch den Schwarzwald drehen. Da sehe ich die Nachricht: Stirling hat uns verlassen !

Unser Chefredakteur Andreas Pichler bittet mich,  einen Nachruf auf Stirling zu schreiben. Ich weigere mich heftig, weil ich sowas nun wirklich nicht kann. Ich fürchte, das wird nur peinlich.

Doch jetzt sitze ich hier am späten Nachmittag und denke an dieses wunderschöne Foto, auf dem er nach der Mille Miglia 1955 so durstig, wie ein Mann nur sein kann, aus dieser einfachen Flasche dieses San Gemini Mineralwasser trinkt. Und er trinkt mit einer herrlichen Wonne aus einer winzigen Flasche Coca Cola nach seinem Weltrekord mit dem MG EX 181 auf dem Salzsee in Utah. Es gibt da noch ein Foto, auf dem er einen kleinen Kaffee vor einem Formelrennen trinkt. Und es ist im Grunde genommen das, was ihn ausgemacht hat: Er mochte die elementaren Genüsse des Lebens, er hat den Ruhm genossen, aber er ist immer bei sich geblieben.

In den frühen 60ern war ein MGB sein Privatauto, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das ist es, was er uns mitgibt: Freuen wir uns gerade in diesen seltsamen Zeiten über die kleinen Freuden des Lebens und über elementare Genüsse. Trinken wir Wasser oder andere unwichtige Getränke und fahren unsere kleinen unwichtigen MGs.

Sterling fände das gut.

Text: Bernd Giesen